Wenn der Gehsteig Severinswall Ecke Annostraße so voll mit Menschen ist, dass die KVB einen kunstvollen Bogen fahren muss, ist klar: Im Chlodwig Eck findet der KÖLSCHE MUSIK BÄND KONTEST statt. Pünktlich um 19:30 Uhr folgen alle dem Ruf von Moderator Harald van Bonn in die Kneipe, die an diesem lauen Abend ruckzuck zum Saunaclub mutiert. Das in der 3. Vorrunde des KMBK hervorragend eingespielte Moderatoren-Dreigestirn aus „De Plaat“, Heiner Wiencke und Frank Kuratle kündigt den Wunsch der ersten Band an:
VEEDELFINGER singen für den Weltfrieden – natürlich mit einem Augenzwinkern, aber wer im Raum teilt diesen Traum nicht? Die drei Southern Rocker bieten bluesige Rhythmen und fette Sounds. Die Texte der Band, deren Name sich von den Bläck Fööss ableitet, decken die gesamte Bandbreite des Lebens ab: In „Dat ärme Dier“ geht es um den Umgang mit Depression und gegen Ende des Sets in „Deckel“ um „unbeabsichtigten Alkoholkonsum“ – also um die Auswüchse eines Abends, an dem man „nur auf ein Kölsch“ in die Kneipe geht. Da kann man nur hoffen, man hat „Morje frei“, wie VEEDELFINGER in ihrem letzten Lied singen.
LOSSJONN kommen mit ihren Songs poppiger daher und fordern das Publikum zum Mitmachen auf. Beim Schunkeln zur Ballade „CCAA“ ist man im feuchtwarmen Chlodwig Eck allerdings eher zurückhaltend, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Mit Quetsch, Mundharmonika und sogar einem Banjo bescheren die drei Musiker aus dem Bergischen bei „Ming Hätz dat danzt Polka“ den versammelten Kölschmusik-Fans eine Stimmung wie an Karneval, bevor sie zum Abschluss in „Letzte Rund“ der Kölner Kneipenkultur huldigen.
FAMÖLSCH können als Familienband gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale im KMBK vorweisen: am Schlagzeug der jüngste Musiker und ein Cello in der Standardbesetzung. Leichte Themen wie in „Fleeje“ – mit einem spannenden Gitarre- und Cello-Solo – sind genauso Teil des Sets wie „Sulang mer uns noh han“, ein Song über Demenz. Gegen Ende besingen FAMÖLSCH das „Neppeser Tälche“, dass an diesem Abend sicher kühler aber weit weniger musikalisch facettenreich war als das Chlodwig Eck.
Die Fach- und Promijury des Abends setzt sich u.a. zusammen aus Dominik Schönenborn und Hannes Feder von Cat Ballou, Heiner Everding vom Thekenterzett und Kölschmusik-Multitalent Tom Ederer. Doch nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum ist die komplette Bandbreite der Kölschen Musikszene vertreten, u.a. wurden Musiker von den Räubern, Drei Ahle un ne Zivi und Wat ess gesichtet.
Am Ende gewinnt FAMÖLSCH im Vergleich zur 1. und 2. Vorrunde, die mit deutlichen Ergebnissen endeten, relativ knapp. Beim Publikum landet LOSSJONN auf Platz 2 und VEEDELFINGER auf Platz 3, die Jury sah das umgekehrt. Genau in einer Woche, am Montag, den 19.05.2025, wird ab 19:30 Uhr der letzte Finalteilnehmer ermittelt. Zur Wahl stehen dann LA VUMM (Ersatz für Dämsing), KARNEVALLICA und HALVLANG.
Heiner Everding („Et Thekenterzett“),